Dienstag, 19. Juni 2012

Deine Krawatte sitzt schief ...

... sagte meine Frau heute Morgen, als sie dieses Bild in unserer Zeitung betrachtete. Recht hatte sie natürlich, denn ich hatte beim Treffen zur Feier meiner goldenen Konfirmation am Sonntag Hemdkragen und Krawattenknoten gelockert und die Krawatte im Blindflug rasch wieder zusammengezogen, als es galt, sich zum Erinnerungsfoto aufzustellen. Immerhin kann man mich nun leicht und ohne weitere Beschreibung auf dem Bild finden. ;)

96 Konfirmanden waren wir am 25. März 1962 in der Wertheimer Stiftskirche gewesen. Elf davon sind in der Zwischenzeit gestorben. Nicht einmal zwei Dutzend kamen am Sonntag zum Festgottesdienst in der Stiftskirche zusammen. Der Rest konnte oder wollte nicht.

Dass man nach 50 Jahren nicht mehr jeden auf Anhieb erkennt (und nicht mehr von jedem erkannt wird), überrascht einen kaum. Damit hatte man ja vorher gerechnet. Viel bestürzender fand ich es, dass ich mich an einige Mitkonfirmanden überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Der Name sagte mir nichts, das Gesicht auch nicht, es gab keine Erinnerung. Andere, die man wirklich 50 Jahre nicht gesehen hatte, erkannte man auf Anhieb und sie waren einem sofort wieder präsent. Auch nach einigem Nachdenken bin ich noch nicht wirklich darauf gekommen, worauf diese unterschiedlichen Verknüpfungen im Gehirn letztlich basieren. Alte Sympathie und alte Antipathie scheinen allenfalls eine zweitrangige Rolle zu spielen, wie ich an Beispielen erkennen konnte. An wen erinnert man sich? Warum? Welche Rolle mag dem Zufall zukommen, wenn es ihn denn doch geben sollte?

Foto: Peter Riffenach

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