Es ist geschafft. Zum 23. Mal ist die alljährliche Beilage
der Wertheimer Zeitung zur
Michaelis-Messe unter meiner Verantwortung entstanden – und seit heute
gedruckt. 88 Seiten, je zur Hälfte von Redaktion und Anzeigenabteilung belegt,
sind bereit zur Auslieferung. Am Donnerstag und Freitag wird die Beilage an alle
Haushalte in den Einzugsgebieten der Redaktionen Wertheim, Miltenberg und
Marktheidenfeld verteilt werden.
Es war auch diesmal nicht anders als in all den Jahren zuvor:
Zum Schluss geht derjenige, der knapp vier Wochen lang alles geplant,
gesteuert, redigiert und technisch bearbeitet hat, regelrecht auf dem
Zahnfleisch, ausgepowert, urlaubsreif. Doch eines war nicht wie immer. Für mich
war dieses Mal das letzte Mal, bevor das seit dem 1. Juni 1970 ununterbrochene
Arbeitsleben demnächst sein Ende findet.
Unter den 18 redaktionellen Artikeln der Beilage sind auch
diesmal wieder eine ganze Reihe für den historisch und/oder kulturell
interessierten Leser gedacht, wie man sie in diesem Umfang und in dieser Form
in der laufenden Tageszeitung so gut wie gar nicht unterbringen kann.
So schreibt Wolf Wiechert, dessen Wahlheimat Wertheim-Nassig
im nächsten Jahr den 800. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung feiert, in
literarischer Form, garniert mit zwei Gedichten, über Mergart. Sie war die
erste mit Namen überlieferte Nassigerin. Anlass war ihre Entlassung aus der
Leibeigenschaft im frühen 13. Jahrhundert. Und er schreibt über einen uralten
Weg, dessen Spuren im Rasen seines Gartens in sommerlichen Trockenphasen regelmäßig
sichtbar werden.
Über die Geschichte markanter Häuser in der Wertheimer
Altstadt und über eine heute vergessene mildtätige Stiftung des 18.
Jahrhunderts, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bestand, hat Stadtarchivar i. R. Erich Langguth, der
übrigens Anfang Dezember 89 Jahre alt wird, drei Beiträge geliefert.
Der Würzburger Historiker Dr. Robert Meier hat sich mit der erstaunlich
prosperierenden Lage der Wertheimer Gastwirtschaften mitten im Dreißigjährigen
Krieg befasst. Und die Wertheimer Kunsthistorikerin und Volkskundlerin Dr. Marion
Diehm hat die Geschichte des einstigen Wertheimer Flussschwimmbades am Main
erkundet. Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski hat sich mit dem Tod des
Wertheimer Fürsten Dominik Marquard beschäftigt, den dieser 1735 mitten im venezianischen
Karneval fand – der Sage nach durch Mörderhand mit einem gläsernen Dolch.
Gerd Brander, ein begnadeter Wertheimer Hobbyfotograf mit
Hang zum Großformat, hat diesmal zu einer kleinformatigen digitalen
Infrarotkamera gegriffen, um die über 800-jährigen Wandmalereien auf der
Gamburg bei Wertheim, übrigens die ältesten profanen Malereien nördlich der
Alpen, unter neuen Aspekten zu dokumentieren. Da er auf das Großformat aber
nicht ganz verzichten mochte, gibt es eine weitere Seite von ihm mit Aufnahmen
des versteckt gelegenen und kaum bekannten herrschaftlichen Renaissancebaus der
Eulschirbenmühle, die an der Tauber zwischen Gamburg und dem Kloster Bronnbach
liegt und einer der zahlreichen mittel- und westeuropäischen Schauplätze der
Melusinensage ist.
Meine Schwester Sabine, Gründerin und Inhaberin der
Kulturwerkstatt Tübingen, hat drei Artikel beigesteuert. Ihr Hauptartikel befasst
sich mit den zahlreichen Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs und danach
Notquartier oder Unterschlupf im Kreuzwertheimer Schloss des Fürstenpaares Udo
und Margarete zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg fanden, der Großeltern des
heutigen Fürsten Ludwig. Über einen dieser Gäste, einen Cousin Fürst Udos, den
Generalmajor und Ritterkreuzträger Alexander v. Pfuhlstein und seine Verbindungen
zu den Attentätern vom 20. Juli 1944 hat sie einen eigenen Artikel verfasst. Ein
weiterer Artikel beschäftigt sich mit dem Exponenten der Bekennenden Kirche in
Wertheim in den 1930er Jahren, Pfarrer Adolf Meerwein.
Der Reigen der kulturhistorischen Beiträge schließt sich mit
meinem Aufsatz über Wolfgang Frommel und seine Beziehungen zu zwei Wertheimer
Familien Langguth. Er basiert auf Gesprächen mit Erich Langguth und auf Briefen
aus 60 Jahren, aus denen er mir vorgelesen hat.
Weitere Aufsätze über Fledermäuse (Karin Hasenstab), Wassermühlen
in Wertheim und Umgebung (Rainer Raffel), die Arbeit des Amtsgerichts Wertheim
(Siegfried Albert), Orte des Lärms und der Stille in Wertheim (Günter Herberich)
und das persönliche Erleben der deutschen Einheit (Gusti Kirchhoff) runden die
Beilage ab.
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