Dienstag, 11. September 2012

Happy Birthday, Gisèle!

Heute feiert in Amsterdam Gisèle van Waterschoot van der Gracht ihren 100. Geburtstag. Große Zeitungen wie die FAZ oder Die Welt, dazu Rundfunk und Fernsehen, würdigen in diesen Tagen ihr langes und so reiches Leben als Künstlerin und als ganz außergewöhnlicher Mensch.

Ihr Haus in der Herengracht 401 war es, das in den Kriegsjahren der deutschen Besetzung der Niederlande zu jenem Castrum Peregrini wurde, das heute ein Mythos und eine Chiffre für Menschlichkeit, Freundschaft, Kunst und Kultur ist. Wolfgang Frommel fand hier bei Kriegsbeginn Unterschlupf – und blieb bis zu seinem Tode 1986. Gisèle und er boten hier während des Krieges jungen »Untertauchern«, viele von ihnen jüdischer Herkunft, Schutz und Heimat.

Bald nach dem Krieg waren es Gisèle, Wolfgang Frommel und weitere Freunde, die in der Herengracht 401 den Verlag Castrum Peregrini gründeten und die gleichnamige Zeitschrift herausgaben, die 56 Jahre lang erscheinen sollte, bevor sie 2008 eingestellt wurde. In besonderer Weise dem Erbe und der Rezeption Stefan Georges und seines Umfeldes verbunden, war sie gleichzeitig geistige Klammer einer großen Freundesrunde im alten Europa.

Gisèle ist die letzte Überlebende aus den Gründerjahren, und man darf dankbar sein, dass sie unter uns ist. Ich erinnere mich sehr gern an unser einziges Zusammentreffen und ein etwa einstündiges Gespräch über ihr Leben und über Wolfgang Frommel inmitten ihrer Bilder, als ich gemeinsam mit meinem Wertheimer Freund Wolf Wiechert im November 2009 anlässlich einer Ausstellung von Gisèles Werken im Castrum Peregrini sein durfte.

Heute feiern wir Gisèles 100. Geburtstag und werden auch in Wertheim das Glas auf sie erheben. Herzlichen Glückwunsch, Gisèle!

Gisèle und meine Wenigkeit 2009 im Castrum Peregrini. (Foto: Wolf Wiechert)

Werke Gisèles in ihrer Ausstellung 2009.

Selbstbildnis Gisèles.

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