Mittwoch, 19. September 2012

Wer kennt Lindenau?

Ein westlicher Stadtteil  Leipzigs verbirgt sich hinter diesem Namen. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, gäbe es dort nicht die Prosawerkstatt Anna Kaleris, einer Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin, die just dieser Tage ihren neuen Masuren-Roman »Der Himmel ist ein Fluss« veröffentlicht.

Ein neues Stadtteilprojekt der Prosawerkstatt und anderer Lindenauer Einrichtungen ist in meinem Augen eine sehr hübsche Idee. Jeder ist aufgefordert, sich an der Einreichung von »Lindenauer Taschentuchgeschichten« zu beteiligen. Diese dürfen maximal 1500 Anschläge umfassen, damit sie auf ein altes Taschentuch gedruckt werden können, das man dann zum Preis von zwei Euro erwerben kann. Auch um Taschentuchspenden dafür wird gebeten.

Der Ursprung dieser hübschen Idee scheint in der örtlichen Kneipe »Taschentuchdiele« zu liegen. So nannten die Lindenauer die »Julius Hoffmann Bierstuben« in der Eisenbahnstraße, weil hier früher die Lampenschirme mit karierten Taschentüchern überzogen waren.

Nun hat nicht jeder in seinem Leben mit Lindenau zu tun und würde sich deshalb vielleicht schwer tun, eine Taschentuchgeschichte zu schreiben. Aber mancher hat auch Glück. Wie ich. Als ich nämlich im Herbst 1983 mit meinem damals vierjährigen Sohn Uwe in Leipzig war, bekam dieser über Nacht Bauchweh und Durchfall. Weil der nächste Morgen ein Sonntagmorgen war, mussten wir zur Notfallambulanz in die Poliklinik West hinausfahren, und die lag im Stadtteil Lindenau. Zwei Taschentuch-Kurzgeschichten sind fast 30 Jahre später aus diesem Tag entanden, die eine nach einiger Feilerei 1497 Zeichen lang, die andere 1498.

Nun heißt es abwarten und Tee trinken. Aber das Wichtigste ist ja erledigt: ein schönes Projekt zu unterstützen.

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