Montag, 15. April 2013

Auf der Wielandshöhe


Er hat etwas gegen »tätowierte Teller« und auch gegen allerlei sonstigen Schnickschnack. Stattdessen setzt er auf ökologisch erzeugte Produkte höchster Qualität, am liebsten aus der Region. Vincent Klink, Sternekoch und Inhaber des Hotel-Restaurants »Wielandshöhe« in Stuttgart-Degerloch, ist zumindest im Südwesten vielen Menschen ein Begriff, unter anderem durch seine SWR-Fernsehsendung »Kochkunst mit Vincent Klink«.  Bei uns im Hause ist sie Kultsendung, die möglichst nie verpasst und, wenn doch, wenigstens aufgezeichnet wird. 
Vorlage: SWR

Einen Gutschein für einen Abend auf der »Wielandshöhe« hatte meine Frau mir zu Weihnachten geschenkt. Jetzt klappte es an einem Samstagabend: Vincent Klink hatte noch einen Tisch frei, und Sohn und Schwiegertochter, die im Stuttgarter Speckgürtel wohnen, hatten auch Zeit, uns zu begleiten.  

Der Abend wurde in mancherlei Hinsicht ein großer Erfolg. Zum einen schmeckte es wirklich hervorragend. Alle vier hatten wir das Vier-Gänge-Menü gewählt, das durch weitere drei kleine Zwischengänge und hausgemachte Pralinen zum Schluss die Verwirklichung einer Devise Vincent Klinks erzwang: Jetzt wird der Gürtel weiter geschnallt! Zum anderen fühlte man sich in der sehr gediegenen, aber nicht überkandidelten Atmosphäre des Hauses entspannt und sehr wohl  — genau drei Krawattenträger wurden unter den männlichen Gästen erspäht, aber niemand kam ohne Sakko. 

Ein Blick auf die Menükarte des Tages mag ermessen lassen, was an diesem Abend bewältigt werden musste — und mit großem Genuss erledigt werden durfte. Der rote Fleck auf der am Tisch x-mal hin- und hergereichten Karte ist übrigens ein Fleck der  Sauce Cumberland, der sich zufällig an der richtigen Stelle niedergelassen hat. 


Ein Fan von Vincent Klink war ich schon vor diesem denkwürdigen Samstagabend. Warum? Weil er mit guten Zutaten, wie man sie auch hier in Wertheim und Umgebung bekommen kann, und ohne großen Firlefanz, dazu immer lehrreich, wirkliche Kunst präsentiert, die den strebenden Hobbykoch nicht entmutigt, sondern zum Nacheifern einlädt. 

Das »Grundsätzliche« auf Klinks Webseite beschreibt für mich genau das bisher immer unformuliert Empfundene und nun erstmals Erlebte. »Ihre Interpretation von Kochkunst – wie sie sich für mich etwa in dem rosa gebratenen Rücken vom Schwäbisch-Hällischen Spanferkel manifestiert – spricht mich wohl deshalb so an, weil sie sich nicht an irgendwelchen Moden orientiert, sondern einfach dem Menschen und der Natur angemessen ist«, habe ich in einem kleinen Dankschreiben an den Meister und sein Team formuliert. Und das ist wohl, wie ich meine, das eigentliche Geheimnis hinter seiner großen Kunst.

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